Ursprünglich hiess Roticcio "Rutic" und das Bergell "Bergalei".
Geschichte von Roticcio
Roticcio ist ein kleiner Ort auf 1268 m.ü.M. am Sonnenhang oberhalb Vicosoprano im Bergell. Viele kennen den Ort nur oberflächlich, vielleicht vom Durchwandern auf der Panoramastrasse oder beim Beobachten der geheimnisvollen Häuschen, die sich an den Berghang klammern.
Roticcio beheimatet etwa dreissig ständige Einwohner und weitere Bewohner, die oft im Ort in den Häusern ihrer Vorfahren oder neu gekauften sind, um den Frieden zu finden. In Roticcio sind wenige Familien, die seit mehreren Generationen dort wohnen, die anderen kamen im Laufe der Jahre dazu.
«Im Tal» Bergell sagte man immer – und vielleicht sagt man es heute noch – dass man «nicht in Roticcio lebt», aber im Tal. Warum? Wer weiss?
Roticcio oder ursprünglich Rutic entstammt dem lateinischen Begriff rumpere. Im «Dizionario del dialetto bregagliotto» wird Rutic mit Ackerbord übersetzt.
Geschichte des Bergells
Ursprünglich hiess das Tal «Bergalei», dieser Name tauchte erstmals 46 n Ch. auf einer Schiefertafel auf, die in Cles in der Valle di Non (Südtirol) gefunden wurde.
Es ist ziemlich sicher, dass das Tal von Süden her bewohnt wurde und eine wichtige Verbindungsstrecke zwischen Süd und Nord, zwischen Römertum und Germanentum darstellte. Im 14. Jahrhundert wurde die alte Römerstrasse über den Septimerpass ausgebaut. Die Bergeller begannen daraufhin ihre Alpweiden auf den nördlichen Alpenkamm, in Richtung Bivio und das Oberengadin auszuweiten.
Das 16. Jahrhundert, die Zeit der Reformation, war für das Bergell eine Zeit des Aufschwungs. Viele Häuser und Ställe sind noch aus dieser Zeit bestehend. Das Bergell ist das einzige Tal südlich der Alpen, welches zu 100% reformiert blieb. Die italienische Sprache wurde mit der Reformation zur Amtssprache.
Eine sehr interessante Zeit für das Bergell und vor allem die Bergeller war das 19. Jahrhundert. Viele Einheimische wanderten in dieser Zeit als Zuckerbäcker, vorwiegend nach Russland, aus. Von dort brachten sie nicht nur Geld sondern auch erweiterte Horizonte und Menschenkenntnisse zurück. Mit dem Tourismus, der langsam im Tal Fuss fasste, wurden die Bergeller Berge entdeckt und verschiedene grosse Häuser, die als Hotels oder Pensionen genutzt wurden, entstanden. Das 20. Jahrhundert war vor allem geprägt vom Bau der Bergeller Kraftwerke.
Zwischen 1955 und 1959 wurde die Albigna Staumauer vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich erreichtet. Die Mauer dient primär zur Energiegewinnung, bietet aber auch Schutz vor Überschwemmungen bei starken Regenfällen.